KURZE GESCHICHTE DER JÜDISCHEN GEMEINDE UND IHRES FRIEDHOFS
Nach dem Freiheitskampf von 1703-1711 (Rákóczi) siedelten sich im entvölkerten Lovasberény nicht nur deutsche Einwanderer an, sondern es wurden auch Juden aus Moravien und Slovenien aufgenommen, von denen die meisten Handwerker und Händler waren. Mitte des 18. Jahrhunderts lebten 19 jüdische Familien im Ort, kurz darauf betrug ihre Zahl schon 34. Später konnte sich die jüdische Glaubengemeinschaft durch gesicherte Verträge mit dem Grafen Cziráky schnell entwickeln. Der Grundherr sicherte ihnen Religionsfreiheit zu, sie erhielten Boden für den Bau einer Synagoge und die Einrichtung eines Friedhofs. Für auswärtige Juden (aus den umliegenen Dörfern Baracska, Felcsút Mány, Pátka, Tabajd, Velence, Vértesacsa, Kajászószentpéter) kostete die Beerdigung 1 Forint.
1765 wurde Lovasberény Marktflecken, von da an konnten die jüdischen Händler in ihren Geschäften Wolle, Rohleder, Pelzwaren, Kerzen und Tabak verkaufen.
Der Friedhof im
Sommer 2003.
Die Grabsteine sind aufgestellt.
Im hintergrund die restaurierte Mauer.
Zu Beginn des 2. Weltkriegs wohnten noch ca. 20 jüdische Familien im Dorf. Durch die Judenverfolgung der Nazis wurden die meisten (51 Pers.) Opfer des Holocaust. Z. Zt. wohnen in Lovasberény keine Bürger jüdischen Glaubens.
Auf Grund der Nummerierung der Grabsteine ist es wahrscheinlich, dass auf diesem Friedhof ca. 1300-1400 Menschen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Der Jüdische Friedhof in Lovasberény wurde nach der Vermessung durch Studenten aus Jerusalem (1982) unter Denkmalsschutz gestellt. Dies bedeutete zwar einen richtigen Schritt auf dem Wege zur Erhaltung von Anlagen von kulturhistorischem Wert, aber sonst geschah nichts.
Als Folge der zwischen den katholischen Kirchengemeinden Sehnde und Lovasberény bestehenden Partnerschaft besuchten die Gäste auch den Friedhof und bedauerten sehr den Verfall. Deshalb wurde in Sehnde auf Anregung von István Csikváry ein Förderverein zugunsten des Jüdischen Friedhofs in Lovasberény gegründet. Konzerte, Diavorträge und sonstige Sammlungen lieferten eine finanzielle Grundlage für Restaurierungsarbeiten, die planmä?ig nach Annahme durch die Denkmalsschutzbehörde begonnen werden konnten.
Einen wesentlichen Anteil der Finanzierung sicherte der Entschädigungsfond der Deutschen Bischofskonferenz. Die Abwicklung der Administration besorgte Renovabis aus Freising, Deutschland. Die Mitglieder des Fördervereins haben mit ihrer aufopfernden Mitarbeit zu dem heute sichtbaren Erfolg beigetragen.
In den Jahren um 1830 betrug die Anzahl der jüdischen Bürger ca. 1/3 der Gesamtbevölkerung. Im 1. Drittel des 18. Jh. wurde das heiligste Instrument des jüdischen Glaubens, die "Chevra Kadischa" gegründet, deren Aufgabe es war, die Toten nach altem Brauch zu beerdigen. Die Aufsicht über den Friedhof stand ihr ebenfalls zu.
Die Synagoge, erbaut 1790, wurde 1825 restauriert und 1949 abgerissen. Seit sich ab 1840 Juden auch in Städten niederlassen durften, wurde Lovasberény ein "herauslassender" Ort. 1867 wurde die Gleichberechtigung der Juden in Ungarn beschlossen. Dies führte dazu, dass viele Familien in die Städte umsiedelten.
Nach Rodung von Büschen und Bäumen begann der Maurermeister F. Fehér die Arbeiten im Frühjahr 2001. Die Fa. Durisol (lnh. Bela Mezõ) beendete sie nach 1. Jahr. Auf einem neuen Fundament wurde auf der Südseite eine 59 m lange Mauer wieder aufgebaut. Ein Tor wurde gefertigt und auf der Ost- und Westseite die beschädigte Mauer ausgebessert. Die noch liegenden und teils bedeckten Grabsteine werden fortlaufend aufgerichtet.
Nach zugesagter finanzieller Unterstützung der Denkmalschutzbehörde werden weitere notwendige Arbeiten durchgeführt. Die Errichtung einer Gedenkstätte ist im Gespräch. Die bisher verrichteten Arbeiten sind vom MAZSIHISZ Budapest (Verband der jüdischen Glaubensgemeinschaften in Ungarn), von der landwirtschaftlichen Genossenschaft und von der Selbstverwaltung der Gemeinde Lovasberény masgeblich unterstützt worden.
Für die weitere Instandhaltung und Erhaltung des Friedhofs wurde im Mai 2001 auf Anregung von Dr. István Csikváry eine Stiftung gegründet (eingetragen unter der Nr. 656/2001. beim Gericht des Komitats Fejér).